Mittwoch, 20. Juni 2012

Die Leistungsphysiologie des Sportpferdes Teil 1



Der Energiestoffwechsel des arbeitenden Muskels

Den Stoff aus dem der Muskel seine Kraft bezieht nennt man Adenosin-Triphosphat (ATP). ATP stammt aus verschiedenen Energiequellen. Im Muskel selbst ist nur wenig ATP vorhanden und dieser geringe Vorrat würde nur für wenige Kontraktionen des Muskels ausreichen. ATP kann zwar geringfügig aus der im Kreatinphosphat gespeicherten Energie gewonnen werden, der größte Teil jedoch wird im Rahmen von Stoffwechselvorgängen gewonnen.

Das im Muskel vorhandene ATP ist innerhalb von wenigen Sekunden vollständig verbraucht. Im Rahmen des Zerfallprozesses von Kreatinphosphat wird anschließend schnell ATP frei, welches aber nur für etwa 20 bis 30 Sekunden reicht. Für den Muskel beginnt eine kritische Phase in der die aerobe (sauerstoffabhängige) ATP-Bildung noch nicht in ausreichender Form funktioniert. Während dieser Zeit muss das benötigte ATP anaerob produziert werden. Bei diesem Prozess fällt allerdings in größerem Umfang Milchsäure an, wodurch der Milchsäurespiegel im Blut steigt. Dieser Anstieg führt dazu, dass das Pferd ermüdet. Es ist deshalb immens wichtig, dass eine Minute nach Beginn der Arbeit der aerobe Anteil möglichst hoch und der anaerobe möglichst niedrig ist, denn mit zunehmendem anaeroben Anteil ermüdet das Pferd immer stärker.

Man muss berücksichtigen, dass der anaerobe Glucoseabbau wenig ergiebig ist. Aus 1 Mol Glucose entstehen bei anaerobem Abbau nur 2 Mol ATP. Nach circa einer Minute nimmt die aerobe ATP-Bildung immer mehr zu und die anaerobe wird dadurch reduziert beziehungsweise vom Stoffwechsel zurückgefahren. Beim aeroben Glucoseabbau entstehen aus 1 Mol Glucose 36 bis 38 Mol ATP, das ist 18 mal mehr Energie als anaerob.

Bei der Verbrennung freier Fettsäuren werden je Mol bis zu 140 Mol ATP gebildet (abhängig von der verbrannten Fettsäure)

Aus den gemachten Ausführungen kann man leicht erkennen, dass für lang andauernde Arbeiten (Reitsport) die aerobe ATP-Produktion so groß wie möglich sein muss. Somit wird deutlich wie entscheidend die Sauerstoffaufnahme für die Funktion des Stoffwechsels ist.




2 Kommentare:

  1. Du erklärst das super, ich übernehme diese Serie mal ins Forum.

    LG
    Renate

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  2. Danke liebe Renate...

    Ich gebe mir auch ziemlich viel Mühe :-)
    Ist ne Heidenarbeit das alles auszuarbeiten... aber es lohnt sich.

    LG Annette

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