Freitag, 8. Juni 2012

Die Leistungsphysiologie des Sportpferdes Teil 7



Thermoregulation und Schweißsekretion

Bei den meisten Säugern wird die Temperatur im Körperinneren durch körpereigene Regulationsmechanismen in einem sehr engen Bereich konstant gehalten. Beim Pferd zeigt diese Thermoregulation, dass es eher für die Bewältigung von Kurzstrecken konzipiert ist. Bei länger andauernder Belastung ist der Körper gezwungen große Wärmemengen abzugeben. Wie bereits bei der Sauerstoffaufnahme erwähnt, verbrennt das Pferd bis zu 60 Liter Sauerstoff pro Minute. Bei einer Belastung über die Dauer von zwei Minuten hat dies eine Wärmeproduktion von circa 620 Kalorien zur Folge. Deshalb ist eine schnelle Wärmeabgabe, während und nach der Arbeit, für das Überleben des Pferdes eine unbedingte Voraussetzung. Die wichtigste Form der Wärmeabgabe ist die Verdunstung über den produzierten Schweiß des Pferdes. Bei einer kurzzeitigen Belastung stellt dies kein nennenswertes Problem dar. Bei einer länger andauernden Belastung jedoch, wie beispielsweise einem Distanzritt über 80 km, wurde für ein 500 kg schwerers Pferd eine Schweißproduktion von 37 Litern berechnet.

Dieser Kühlungseffekt beim Schwitzen ist von einigen Faktoren abhängig:

- Der Umgebungstemperatur
- Der Luftfeuchtigkeit
- Der Luftbewegung

Bei warmem aber trockenem Klima mit guter Luftbewegung sind die Voraussetzungen für die Kühlung günstig. Bei hoher Luftfeuchtigkeit mit geringer Luftbewegung jedoch (z.B. im Stall) verdunstet oft nur ein Drittel des Schweißes, während die anderen zwei Drittel des Schweißes, ohne zu verdunsten, einfach an der Haut abfließen, was die Abgabe der Wärme stark begrenzt und dadurch zu einem Hitzestau führen kann.

Nach starken Belastungen kann man bei Pferden nicht selten eine rektale Temperatur von über 41° C messen. In der arbeitenden Muskulatur hat man sogar schon Temperaturen von bis zu 43° C gemessen. Kann das Pferd die übermäßig vorhandene Wärme nicht schnellstens abgeben so kann dies nach einer starken Belastung sehr schnell zu einem Hitzekollaps führen.

Aus diesem Grunde sollte man auch in den Hochsommermonaten die Pferde nicht in der größten Mittagshitze arbeiten, besonders nicht bei hoher Luftfeuchtigkeit. Man verlege deshalb die Arbeitszeiten auf den Vormittag oder den Abend. Das Trockenführen ergibt nach diesen Ausführungen ebenfalls mehr als Sinn und man sollte das Pferd niemals heißgeschwitzt abrupt in der Box abstellen.

Der Flüssigkeitsverlust, welcher durch das Schwitzen entsteht, kann ebenfalls sehr erheblich sein. Bei Distanzritten beispielsweise kann ein Pferd durchschnittlich sieben bis acht Liter Schweiß in der Stunde absondern. Innerhalb von fünf Stunden verliert das Pferd auf diese Weise durch das Schwitzen circa 5 % seines Körpergewichts. Bei sehr hohen Laufgeschwindigkeiten in heißem Klima kann sich die Schweißabsonderung sogar auf bis zu 15 Liter in der Stunde erhöhen.

Bei lang anhaltender Belastung ist es deshalb für das Pferd eklatant wichtig genügend Wasser aufzunehmen. Da Pferde aber vielfach nicht spontan Wasser aufnehmen möchten empfiehlt es sich, das Pferd bereits während des Trainigs an kurze Pausen zu gewöhnen, während denen es getränkt wird.

Auch der Elektrolytverlust durch das Schwitzen, nach starken und andauernden Belastungen, kann ein erhebliches Maß aufweisen und macht es notwendig die verloren gegangenen Elektrolyte unbedingt wieder zu ersetzen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen