Dienstag, 5. Juni 2012

Die Leistungsphysiologie des Sportpferdes Teil 9



Herzgröße, Schlagvolumen und Herzschlagfrequenz

Pferde, welche naturgemäß oder trainingsbedingt permanent längere Strecken mit einer großen Geschwindigkeit laufen müssen (Rennen, Distanz) oder sich anderweitig in einem Hochleistungstraining befinden (Springen, schwere Dressur, schwere Vielseitigkeit) haben in Folge dieses Trainings, ebenso wie dies auch bei aktiven Sportlern bekannt ist, fast immer ein vergrößertes Herz. Diese Hypertrophie des Herzmuskels erfolgt durch Anpassung der schweren und regelmäßigen Trainingsanforderungen an die damit einhergehende vermehrte Belastung des Herzens. Um dieser Belastung durch das Training standhalten zu können muss sich also der Herzmuskel vergrößern, damit das Überleben gesichert wird.

Bei einem untrainierten Vollblüter wiegt das Herz circa 0,9 % des Körpergewichts. Bei trainierten Rennpferden hingegen steigt das Hermuskelgewicht auf bis zu 1,1 % des Körpergewichts an. Proportional zum Herzgewicht steigt auch das Schlagvolumen des Herzens, durch intensives Ausdauertraining, linear an. Eine Zunahme des Herzschlagvolumens um 20 bis 25 % ist hierbei normal.

Es wird oft vermutet, dass das vergrößerte Herz eines trainierten Pferdes, bedingt durch das größere Schlagvolumen, in Ruhe langsamer schlagen würde als das kleinere Herz eines untrainierten Pferdes. Doch alle bisherigen Untersuchen weisen darauf hin, dass beim Pferd eine Trainingsbradykardie (verlangsamte Herzschlagfrequenz) nicht vorkommt. Vermutungen tendieren dazu, dass das Pferdeherz bereits physiologisch bedingt im Ruhezusatand durch einen starken Vagotonus gedrosselt ist. Deshalb ist keine weitere signifikante Abnahme der Ruheherzschlagfrequenz im Verlauf des Trainings erkennbar.

Demgegenüber schlägt bei einer eindeutigen Belastung des Pferdes das vergrößerte Herz eines trainierten Tieres deutlich langsamer als das Herz eines untrainierten Pferdes. Wenig oder schlecht trainierte Pferde benötigen für dieselbe Laufgeschwindigkeit und -distanz eine wesentlich höhere Herzschlagfrequenz als gut trainierte Pferde. Mit zunehmender Verbesserung und Intensivierung des Trainings sinkt auch bei diesen Pferden die Herzschlagfrequenz, trotz steigender Laufgeschwindigkeit und Belastung, kontinuierlich ab.

Für die Beurteilung des Trainingszustandes eines Pferdes wird daher die erreichte Laufgeschwindigkeit des Tieres bei einer Herzschlagfrequenz von 150 oder 200 Schlägen je Minute als Vergleichsparameter herangezogen. Mit Blick auf die Ausdauerleistung läuft daher ein gut trainiertes Pferd, unter gleichen Testbedingungen von 150 oder 200 Schlägen je Minute, schneller als ein schlecht trainiertes.

Die Muskelermüdung

Durch zunehmendes Trainig wird, wie bereits gezeigt wurde, die Sauerstoffversorgung im arbeitenden Muskel erhöht. Dadurch steht mehr ATP aerob zur Verfügung, wodurch gleichzeitig weniger Laktat gebildet wird. Bei trainierten Pferden ist deshalb die Laktatkonzentration im Blut, bei entsprechender gleicher Belastung, niedriger als bei untrainierten. Bei einer gleichbleibenden Laufgeschwindigkeit von 500 bis 600 Metern pro Minute über eine genügend lange Strecke, kann die jeweilige Laktatkonzentration im Blut ebenfalls als Beurteilungsindikator des Trainingszustandes und des Ermüdungsgrades eines Pferdes gewertet werden.

Durch Training kann jedoch das Verhältnis zwischen den Muskelfasern des Typ I und Typ II nicht verändert werden. Es ist aber möglich, dass FT-Fasern in FTH-Fasern umgewandelt werden. Das Training wirkt sich deshalb hauptsächlich auf die Stoffwechselvorgänge im Muskel aus und nur geringfügig auf die kontraktilen Elemente (Muskelfasern). Durch Ausdauertraining erhöhen sich vor Allem die oxidative Kapazität, die Menge der Enzyme für den Abbau freier Fettsäuren sowie die Anzahl und Größe der Mitochondrien als auch die Muskeldurchblutung. Des Weiteren wird durch Training die Glykogenreserve in den Muskelzellen verbessert. Nach schwerster Arbeit mit vollständigem Glykogenabbau dauert es aber mindestens zwei Tage bis diese Glykogenreserven wieder vollständig im Muskel aufgefüllt sind.


1 Kommentar:

  1. Das ist auf jeden Fall auch interessant in Bezug auf das Ausdauertraining, dass das gut für Rehepferde ist, Annette.

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