Der Kampf um die Abschaffung des Schenkelbrands (Heißbrand) bei Pferden hat nun ein Ende. Er wurde zu Ungunsten der Pferde entschieden.
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Der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz beschloss am Mittwoch, 28.11.2012 die Novelle des Tierschutzgesetzes mit den Stimmen der Regierungskoalition. Dazu erklärten der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Franz-Josef Holzenkamp und der Berichterstatter für Tierschutz Dieter Stier:
„... Der betäubungslose Heißbrand zur Kennzeichnung von Pferden bleibt bis Ende 2018 zugelassen. Danach ist der Schenkelbrand weiter unter lokaler Betäubung erlaubt, die vom Tierhalter vorgenommen werden kann. Der Schenkelbrand ist wichtiges Kulturgut und für die deutsche Pferdezucht von elementarer Bedeutung. Gerade der Fortbestand kleinerer Rassen, wie z.B. der Trakehner, wäre durch den Wegfall des Brandzeichens gefährdet. Wir wollen den Schenkelbrand als jahrhundertealte sichere Kennzeichnungsmethode auch in Zukunft in Deutschland erhalten. Dies ist wichtig, weil die Frage des Tierschutzes und der Fälschungssicherheit der Transponderkennzeichnung - entgegen der Behauptungen der Gegner des Schenkelbrandes – noch ungeklärt ist. Diese gilt es zu erforschen. ...“
(Quelle: Pressemitteilung der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Berlin, 28. November 2012)
Hier noch einmal ein älterer Bericht vom 05.07.12 aus "Die Welt".
Für die Einen ist es eine jahrhundertealte Tradition, für die Anderen bloße Tierquälerei: Zwischen der Pferdelobby und Tierschützern tobt seit Jahren ein erbitterter Kampf um den sogenannten Schenkelbrand. Im Moment sieht es so aus, als ob die umstrittenen Brandzeichen tatsächlich abgeschafft werden könnten. Dies sieht zumindest der Entwurf des neuen Tierschutzgesetzes aus dem Haus von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) vor. An diesem Freitag ist das geplante Gesetz Thema im Bundesrat.
Erwig Holste, 
Brennbeauftragter des Hannoveraner Verbandes, sieht sich zu Unrecht als 
Tierquäler verunglimpft. "Ich mache das seit 15 Jahren und habe mehr als
 12.000 Fohlen gebrannt - nicht einmal gab es danach Komplikationen", 
beteuert der 53-Jährige. An diesem Tag drückt er dem fünf Wochen alten 
Fohlen Saphira das glühend heiße Eisen auf den hinteren Schenkel. "Wenn 
ich sagen würde, das ist schmerzfrei, würde ich lügen, aber die Haut ist
 achtmal dicker als unsere. Wir brennen nur die Oberhaut an", erklärt 
der gelernte Hufschmied auf dem idyllisch gelegenen Gutshof in Rethem an
 der Aller. Saphira lässt den blitzschnellen Aufdruck äußerlich 
unbeeindruckt über sich ergehen.
Seit drei Jahren
 muss Holste den jungen Pferden auch per Spritze einen Mikrochip in den 
Hals einsetzen - diese Kennzeichnung ist EU-weit Vorschrift. Daher sei 
der Schenkelbrand nicht mehr notwendig und könne aus dem Gesetz 
gestrichen werden, argumentiert Aigners Ministerium. "Der Tierschutz hat
 für die Bundesregierung hohe Priorität. Das Brandzeichen zu verbieten, 
war auch ein Wunsch der Länder", sagt ein Sprecher.
"Bei dem 
Mikrochip gibt es überall noch Klärungsbedarf", betont dagegen Enno 
Hempel, Geschäftsführer der Pferdeland Niedersachsen GmbH. "Es gibt 
viele Fragen, zum Beispiel: Was ist mit der Fälschungssicherheit, welche
 gesundheitlichen Nebenwirkungen gibt es, welche technischen Mängel?" 
Die EU-Verordnung enthalte ausdrücklich die Möglichkeit, alternative 
Methoden einzusetzen. In Österreich oder England könne zwischen beiden Methoden gewählt werden.
Auch die 
Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) stemmt sich gegen ein Verbot des 
Brennens: "Gutachterliche Stellungnahmen belegen, dass beide 
Kennzeichnungsmethoden tierschutzrechtlich voll vertretbar sind", sagt 
der für den Bereich Zucht zuständige FN-Vizepräsident Theo Leuchten aus 
Ratingen.
Mit der 
Rückenansicht einer jungen Frau, an deren Schulter ein blutiges, 
qualmendes Brandmal prangt, läuft jedoch der Deutsche Tierschutzbund 
Sturm gegen den Schenkelbrand. "Fühl dich wie ein Pferd", lautet der 
Slogan zu der Plakatkampagne. Die Tierschützer werfen den Befürwortern 
vor, Irrtümer zu verbreiten und das Chippen aus Interesse am Erhalt 
ihrer Markenzeichen schlecht zu machen.
"Die akute Belastung beim Brennen und Chipen ist sehr ähnlich", sagt der Tiermediziner Prof. Jörg Aurich von der Universität Wien,
 der Fohlen nach beiden Eingriffen untersucht hat. Allerdings hätten 
Fohlen nach dem Brennen noch eine Woche lang eine erhöhte 
Körpertemperatur - wie Menschen, die Verbrennungen erlitten hätten. 
Aurich zufolge gibt es derzeit keine Anhaltspunkte dafür, dass das 
Brennen dem Chippen in punkto Zuverlässigkeit und Sicherheit überlegen 
ist. Dass der Ruf der deutschen Exportschlager wie dem Hannoveraner mit 
dem Verbot der Brandzeichen leiden könnte, befürchtet der Experte nicht.
 "Die Holländer haben das Brennen schon vor zehn Jahren abgeschafft, und
 die Niederlande sind derzeit der erfolgreichste 
Sportpferdezuchtverband." Im Herbst soll das neue Tierschutzgesetz 
verabschiedet werden.
Anmerkung: Jetzt werden unsere Pferde also zwangsgechipt und dennoch weiterhin gebrannt, gleich zwei Traumen für die Fohlen auf einmal.

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