Freitag, 12. Oktober 2012

Stroh - für Pferde gut oder gefährlich?



Als Stroh bezeichnet man allgemein die ausgedroschenen und anschließend getrockneten Halme und Stängel von Getreide- und Faserpflanzen.
Stroh besitzt als Raufutter einen hohen Rohfaseranteil, welche für die intakte Verdauung und eine gesunde Darmflora des Pferdes immens wichtig ist. Raufutter unterstützt viele wichtige Vorgänge beim Pferd und regelt beispielsweise den Zahnabrieb und erfordert viele Kauschläge, wodurch die Einspeichelung und Verdauung durch die freigesetzten Enzyme gefördert wird. Es regt die Darmmotorik an und bietet gleichzeitig lange Beschäftigung und ausreichende Sättigung durch genügend lange Fresszeiten.

Doch Vorsicht. Rohfaser ist nicht gleich Rohfaser. So besteht die Rohfaser beispielsweise im Heu aus leicht verdaulicher Zellulose und in Äpfeln und Möhren aus Pektin. Doch der Rohfaseranteil des Strohs besteht aus schwer verdaulichem Lignin. Dieses Lignin ist ein Holzstoff und für die Dickdarmsymbionten nicht angreifbar und damit unempfindlich gegen Säuren und bakterielle Zersetzung. Zudem entsteht bei der Verdauung von Lignin Ammoniak. Ammoniak wiederum ist ein Verdauungsgift, welches über die Leber entgiftet werden muss. Dies kann auf Dauer zu Autotoxinerscheinungen wie Hufrehe und angelaufenen Beinen aber auch zu Atemwegserkrankungen und Darmproblemen etc. führen. Auch spät geerntetes, sehr grobes Heu entwickelt viel Lignin, da die Rohfaser des Heus, welche aus Zellulose besteht, durch die zunehmende Verholzung der Grashalme in Lignin umgewandelt wird.

Sollte man deshalb ganz auf Stroh verzichten?

Nein, das muss nicht sein, da Stroh bei angemessener Aufnahme auch sehr wertvoll ist. Der Eiweißgehalt des Strohs ist zwar sehr gering, doch weist es einen relativ hohen Energiegehalt auf. Mit der empfohlenen Tageshöchstmenge von drei Kilogramm liefert es dem Pferd circa 15 bis 16 Megajoule Energie, was durchaus ein Kilogramm Hafer ersetzen kann. Darüber hinaus ist Stroh reich an Zink und daher ein wichtiger Zinklieferant und besonders das Haferstroh ist reich an Silizium. Zudem bietet es oft eine willkommene Abwechslung zur reinen Heufütterung und verbessert, wie bereits erwähnt, die Kautätigkeit und Einspeichelung und dadurch wiederum die Enzymfreisetzung.

Durch eine zu hohe Aufnahme von Stroh kann es jedoch leicht zu Anschoppungskoliken und Dickdarmverstopfungen kommen. Deshalb sollte die Höchstmenge von 0,8 Kilogramm je 100 Kilogramm Körpergewicht am Tag nicht überschritten werden. Zudem ist auf ausreichend Bewegung und Wasser zu achten. Am Besten mischt man ein wenig Stroh zum strecken unter das Heu oder gibt es in kleineren Portionen als Zugabe, wobei eine Alleinfütterung mit Stroh vermieden werden sollte.

Stroh, insbesondere die harten Sorten wie Weizenstroh, enthält besonders viel Lignin und deshalb ist Stroh keineswegs als gleichwertiges Futter zu einem guten und blattreichen Wiesenheu anzusehen.

2 Kommentare:

  1. Hei Annette ... ich habe früher mal eine Anschoppungskolik in einem Pensionsstall erlebt, wo im Frühjahr das Heu komplett alle war und der Bauer anfing, die Pensionspferde ausschließlich mit Stroh zu füttern, aber auch nicht auf die Weide ließ, die er für seine Zuchtstuten und Fohlen vorgesehen hatte und andere erstmal zum Heumachen .. sind damals fluchtartig weg und fanden rechtzeitig eine Pachtweide ... aber war hart an der Grenze, denn Nixe hatte schon eine leichte Anschoppungskolik hinter sich, bevor wir weg konnten. LG Renate

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  2. Hallo Renate...
    Also nur Stroh ist schon heftig und sollte absolut unterlassen werden. Aus dem Grund gibt es ja seit einigen Jahren für Pensionsstallbetreiber - zu Recht - die gesetzliche Verpflichtung des Sachkundenachweises für Pferdehaltung. Man bezahlt ja als Einsteller schließlich auch sein Geld dafür, dass die Pferde ordentlich und "sachgemäß" gefüttert und versorgt werden. Ein derartiges Vorgehen, wie Du es erlebt hast, ist schlicht fahrlässig vom Stallbetreiber, da er die Verantwortung für die sachgemäße Fütterung übernommen hat und nur Stroh zu füttern ist nicht sach- und fachgerecht. Der Pensionsstallbetreiber hat in so einem Fall die Pflicht und Verantwortung für das entgegengenommene Geld Heu zu besorgen und dazu zu kaufen. Das kann nicht einfach auf Kosten fremder Pferde ausgetragen werden. Außerdem bekommt er ja das Geld, um davon Heu kaufen zu können.

    Schau Dir die Leute immer vorher gut an, wenn Du Deine Pferde in einen neuen Stall stellst und frage ruhig nach dem Sachkundenachweis...

    LG Annette

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