Samstag, 5. Mai 2012

Das natürliche Fressverhalten des Pferdes Teil 4



... Fortsetzung von Teil 3

Der natürliche Trieb sich eine schützende Fettschicht zuzulegen beschränkt sich nicht allein auf Tiere. Auch uns Menschen ist, wenn wir nicht zu verbildet und von Modeerscheinungen abhängig sind, die natürliche Freude an gutem und reichlichem Essen durchaus eigen. Die weit verbreitete Meinung, dass die Esssucht beim Menschen eine seelische Kompenstion darstellt und in seelischen Mangelerscheinungen begründet läge, ist irrig. Wir Europäer wurden noch bis vor gar nicht allzu langer Zeit wesentlich häufiger und regelmäßiger von guten und schlechten Jahren heimgesucht, als dies heute der Fall ist. Die übermäßige Lebensmittelbevorratung zu jeder Jahreszeit gab es früher nicht, man musste sich also für den Winter ausreichend wappnen. Dies alles ist im Zellgedächtnis aller Lebewesen tief gespeichert und programmiert. Modeerscheinungen wie etwa hungern aus Spaß gab es früher nicht. Hinzu kommt, dass wir Menschen nicht für eine sitzende Lebensweise konditioniert sind, sondern von Natur aus recht bewegungsfreudige Lauftiere waren. Unsere Selbstdomestikation und unsere unnatürliche Lebensweise vermochte dennoch nicht die jahrtausendealte menschliche Essdauer aus dem ererbten Gefüge zu verdrängen. Nicht umsonst fällt uns das Hungern und die Einhaltung von strengen Diäten so derart schwer. Der normale Mensch isst immer noch genau so gerne und ausgiebig als seine Vorfahren aus der Steinzeit. Das Schönheitsideal vieler Naturvölker ist deshalb der vollschlanke Typ und nicht der Mensch in Rennkondition.

Auch Pferde in Rennkondition, so schön und elegant sie auch manchmal wirken mögen, sind im Hinblick auf ihre natürliche Fressdauer nicht optimal ernährt. Viele Temperamentsfehler und Untugenden, die man heute speziell den Galopp- und Trabrennpferden nachsagt, liegen zu einem nicht unerheblichen Teil in der jahrelangen Frustration bezüglich ihres natürlichen Fresstriebes begründet. Untugenden wie das Benagen von Krippen und Holzwänden sowie das Zähnewetzen und dergleichen lassen sich ebenfalls auf die seit Kindheit immer ungestillte Fresslust unserer "modernen" Pferde zurückführen.

Wenngleich auch Renn- oder allgemein Hochleistungspferde im Training nährstoffmäßig bestens gefüttert sind und keinen Hunger im eigentlichen Sinne leiden, da Hunger ja primär in den Körperzellen entsteht sobald eine zu geringe Konzentration einer der Hauptnährstoffe vorhanden ist, so leiden diese Pferde doch einen "psychischen" Hunger. Der Hunger welcher bei leerem Magen entsteht fällt bei diesen Hochleistungspferden zwar weg, da sich ihr Verdauungstrakt durch die ständige Zufuhr von hochkonzentriertem Futter bei möglichst wenig Ballaststoffen so weit verkleinert hat, dass diese Mengen zur körperlichen Sättigung durchaus ausreichen, für die psychische Sättigung jedoch ist dies evolutionsbedingt absolut unzureichend.

Wenn man einen edlen Vollblüter betrachtet der nicht dem forcierten Fütterungssystem der Aufzucht zu einem späteren Rennpferd unterlag, sondern "natürlich" aufwachsen durfte, wird dieser durchaus an ein leichtes Warmblut erinnernde Formen entwickelt haben, da diese Pferde sich in nichts ethologisch von anderen Pferden unterscheiden. Das Entsetzen, welches viele Freunde edler Vollblüter befällt wenn sie einen ihrer früheren Rennbahnlieblinge später in Zuchtkondition sehen, was bedeutet, in seinem natürlichen, normalen Fütterungszustand, ist symptomatisch für die heutige Unkenntnis der wirklichen Biologie des Pferdes.

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1 Kommentar:

  1. Moin ... wenn ich das so lese, muss ich an Nixe denken .. Nixe ist ein Kaltblut-Mix. Als sie zu meiner Tochter kam, deren Mann früher immer S-Dressurpferde hatte und Nixe viel zu fett kam, sollte sie abnehmen. Ich war dagegen, aber wer hört schon auf seine Mutter, gelle? Noch erzählte meine Tochter, sie wäre ja so schön schlank geworden, als dann das Telefon klingelte ... Kolik-OP ... 4.300 Euro bar oder sie lassen Nixe sterben .. das in der Nacht von Samstag auf Sonntag, wo man ja nichtmal die Bank hätte fragen können .. ich habe einfach gesagt, sage das Geld ist da, obwohl ich keine Ahnung hatte wo hernehmen und nur in der Garage nen Strandbuggy, der recht was wert war, aber der war ja nicht verkauft und es war Januar. Später kriegte ihr Freund einen Kredtit .. uff ...in der Tierklinik fragte mich die Tierärztin, ob es sein könnte, dass Nixe zu sehr gehungert hätte, erstens Sand eingefressen und zweitens Bakterieln reihenweise abgestorben .. und ich ja .. aber bitte sagen das Sie meiner Tochter, wenn ich es mache, bin ich wieder die Böse. Danach hat meine Tochter Nixe nicht mehr hungern lassen, sonder begriffen, dass ein Kaltblut-Mix kein Rennpferd ist und nunmal seinen Paradearsch braucht.
    ...
    PS ... falls Du nicht in mein Forum kommst .. der Server spinnt gerade, ich komme auch nicht rein. Wird vielleicht was gewartet oder ist defekt.

    LG
    Renate

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