Freitag, 20. Juli 2012

Der Verdauungsapparat des Pferdes Teil 1




Der Verdauungsapparat des Pferdes besteht aus: Mundhöhle, Schlundkopf, Speiseröhre, Magen, Dünndarm, After und den beiden dazugehörenden Verdauungsdrüsen Leber und Bauchspeicheldrüse.

Die Mundhöhle ist circa 30 cm lang. Stuten besitzen 36 und Hengste 40 Zähne. Oben und unten befinden sich je Seite drei Incisivi (Schneidezähne), drei Prämolaren (Backenzähne) und 3 Molaren (Mahlzähne).

Der Schlundkopf ist die Kreuzungsstelle für Atmungsrachen und Schlundrachen.

Die Speiseröhre (Ösophagus) ist ein circa 1,20 cm langer muskulöser Schlauch. Sie erreicht wenige Zentimeter hinter dem Zwerchfell den Mageneingang. Durch ihre Länge, Enge und Biegungen ist sie anfällig für Verstopfungen im Brust- und Mageneingang.

Der Magen (Gaster oder Ventrikulus) hat ein Fassungsvermögen von 8 bis 16 Liter. Im Verhältnis zur Größe des Pferdes ist er sehr klein. Er liegt linksseitig der Hinterwand des Zwerchfells über der Mitte der Bauchhöhle (Peritoneum) dem Zwerchfell direkt an. Durch einen starken Muskel am Eingang (Cardia), der sich nur nach innen öffnet (Klappe) und somit den Magen zurück zur Speiseröhre verschließt, ist ein Erbrechen nicht möglich. Eine Magenüberdehnung kann daher zur Zerreißung führen.

Der Dünndarm (intestinum tenue) ist circa 25 m lang. Er ist eine Gärkammer für die Zelluloseverdauung. Er befindet sich zum größten Teil im linken oberen Bauchhöhlenbereich. Er besteht aus Zwölffingerdarm-, Leerdarm- und Hüftdarm.

Der Zwölffingerdarm (Duodenum) ist circa 1 m lang. An der Magenpforte (Pförtner oder Pylorus) beginnt der Zwölffingerdarm dicht hinter der Leber. Er zieht nach einer Biegung um die rechte Niere zur linken Körperhälfte und darauf in den Leerdarm. Der Darminhalt durchfließt diesen Darmabschnitt rasch.

Die Leber und Bauchspeicheldrüse (Hepar und Pankreas) Die beiden großen Anhangdrüsen des Darmes Leber und Bauchspeicheldrüse sind embryonal aus der Schleimhaut des Zwölffingerdarms entstanden und bleiben ihm auch durch ihre Ausführungsgänge funktionell erhalten. Die braunrote Leber ist mit circa 5 kg Gewicht die größte Drüse des Körpers. Sie liegt in der rechten oberen Hälfte der Zwerchfellrückseite dem Zwerchfell schräg an. Neben zahlreichen Regulationsaufgaben innerhalb des Stoffwechsels nimmt sie durch Bildung und kontinuierliche Abgabe von Galle (das Pferd besitzt keine Gallenblase!) in den Zwölffingerdarm an der Verdauung teil.
Die viel kleinere, rötlichgelbe Bauchspeicheldrüse liegt unter dem letzten Brustwirbel. Sie gibt durch zwei Gänge an den Zwölffingerdarm täglich etwa 7 Liter Pankreassaft ab, der fett-, eiweiß- und kohlenhydratspaltende Enzyme enthält. Daneben bildet sie die Hormone Insulin und Glukagon, welche sie dem Blutkreislauf zur Regulierung des Blutzuckerspiegels zuführt.

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Dienstag, 17. Juli 2012

Der Verdauungsapparat des Pferdes Teil 2




... Fortsetung von Teil 1 

Der Leerdarm (Jejunum) ist circa 25 m lang und wenige Zentimeter dick. Hier wird die Passage des Futters kaum langsamer. Dennoch können die Verdauungssekrete des Magens, der Leber (Galle), der Bauchspeicheldrüse und des Darms selbst auf die Nahrungsbreie einwirken, sodass diese somit zum Teil resorbiert werden, zumal die innere Darmoberfläche durch Zotten und mikroskopisch kleine Zellausläufer um ein Vielfaches vergrößert wird.

Der Hüftdarm (Ileum) ist circa 30 bis 70 cm lang aber muskelstark. Er steigt aus der Mitte der linken Bauchhöhlenhälfte in Richtung rechte Nierengegend an und presst strahlförmig kleine Mengen Futter durch eine fest verschließbare Äffnung in den Dickdarm weiter.

Der Dickdarm (Intestinum crassum) ist circa 9 m lang und bis zu 50 cm dick. Er besteht aus Blinddarm-, Grimmdarm- und Mastdarm.

Der Blinddarm (Caecum) ist circa 1 m lang und hat ein durchschnittliches Volumen von 30 bis 35 Liter. Er ist hakenförmig und beginnt in der rechten Nierengegend mit dem Blinddarmkopf, schwingt sich dann vor dem Becken nach vorne-unten und erreicht mit seiner Spitze das hintere Ende des Brustbeins. Seine Wand ist nicht glatt, sondern trägt viele Ausbuchtungen (Poschen), sie von vier Bandstreifen unterteilt sind. Einer Gärkammer ähnlich, entspricht der Pferdeblinddarm funktionell dem Wiederkäuerpansen. Seine Hauptaufgabe ist die Verdauung der Zellulose, die mit Hilfe spezieller Bakterien und Einzeller gewährleistet wird.

Der Grimmdarm (Colon) ist circa 8 m lang. Es sind deutlich sichtbar zwei gleich lange Abschnitte zu unterscheiden; das große und das kleine Colon, auf- und absteigender Grimmdarm. Das große Colon nimmt fast die gesamte untere Bauchhöhlenhölfte ein. Dazu legt es sich in zwei nach hinten offene, hufeisenförmige Schlingen. Es beginnt rechts mit einem voluminösen Abschnitt - die rechte untere Längslage - welcher rechts nach vorne zum Zwerchfell zieht, sich dort krümmt und dann als - linke untere Längslage - nach hinten bis zum Beckeneingang reicht. Diese beiden unteren Längslagen besitzen nach einem sehr engen Beginn am Blinddarm eine durchschnittliche Weite von 23 bis 30 cm. Vor dem Becken biegt der hier wiederum enge Grimmdarm nach oben um (Beckenflexur) und verläuft wieder auf der linken Seite nach vorne - linke obere Längslage - dreht sich am Zwerchfell nach rechts, um sich dann auf der rechten Seite hinter dem Magen sackartig zu erweitern. Dieser Abschnitt hat eine magenähnliche Erweiterung mit einem Durchmesser von bis zu 50 cm.
Die großen Volumina des Grimmdarms beteiligen sich wie der Blinddarm an der Zelluloseverdauung. Der Wechsel von voluminösen mit engen Abschnitten am großen Colon als auch die sehr lockere Verankerung und die daraus folgernde Möglichkeit zur Verlagerung oder Verdrehung der linken Längslagen, sind anatomische Voraussetzungen für manche der häufigen Darmkoliken.
Nach der magenähnlichen Erweiterung - rechte obere Längslage - verengt sich der Grimmdarm konusartig zum Quercolon und führt nach links in das 4 m lange kleine Colon. Dieses liegt eng gewunden, bis auf seine beiden Bandstreifen, in Lage und Aussehen dem Dünndarm nicht unähnlich, in der linken oberen Bauchhälfte. Hier entsteht durch Darmperistaltik und Rückresorption von Wasser die Form und Konsistenz des Pferdeapfels.

Der Mastdarm (Rektum) ist circa 30 cm lang und gestreckt. Im Anschluss an das kleine Colon beginnt der Mastdarm mit einer ampullenartigen Erweiterung. Er durchläuft gestreckt das etwa 30 cm lange Becken. Den Abschluss des Darmkanals bildet der After, dessen zweifacher Schließmuskel in Hähe des zweiten Schweifwirbels im hinten etwas vorstehenden Afterkegel gelegen ist.


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